Januar
2003
Die
Akte Kissinger
ein Buch des
englischen Publizisten Christopher Hitchens
Der Autor möchte nur jene Vergehen Kissingers
(offizieller US-Sicherheitsberater und Außenminister von 1969-1977, bis heute
für weitere US-Regierungen im Hintergrund tätig) untersuchen, die als Grundlage
für eine Strafverfolgung dienen können: Verbrechen wie Verschwörung zum Mord.
Entführung, Folter; Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit,
wie man sie beispielsweise auch dem ehemaligen jugoslawischen Präsidenten
Milosevic vorwirft.
Die USA glauben, dass sie allein berechtigt sind,
Kriegsverbrecher und "internationale Terroristen" zu verurteilen;
nichts in der politischen und journalistischen Kultur deutet an, dass die
veröffentlichte Meinung auf den Gedanken käme, ein derartig ranghohes Exemplar
der Gattung "Schurke" in den eigenen Reihen zu beherbergen und zu
schützen.
Obwohl über den ehemaligen Sicherheitsberater und
Außenminister Henry A. Kissinger, der kürzlich als Vorsitzender eines
Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der Ereignisse am 11. September
zurücktrat,
bekannt sein dürfte, dass ihm Verbrechen gegen die Menschenrechte vorzuwerfen
sind, zählt der Autor im einzelnen folgende im Vorwort auf und ordnet so seine
Buchkapitel:
1.
Beteiligung
an der vorsätzlichen Tötung von Zivilpersonen in Indochina;
2.
das
vorsätzliche Einverständnis zum Massenmord und später zu einem Attentat in
Bangladesh;
3.
die
persönliche Anstiftung zur und Planung
der Ermordung des Oberbefehlhabers der chilenischen Armee General Rene
Schneider 1970, um die Präsidentschaft Salvador Allendes zu verhindern;
4.
die
persönliche Beteiligung an einem Plan, das Staatsoberhaupt des demokratischen
Zypern, Erzbischof Makarios, zu ermorden;
5.
die
Anstiftung und Durchsetzung des Genozids auf Osttimor;
6.
die
persönliche Beteiligung an einem Plan, einen griechischen Journalisten und Antifaschisten,
der gegen die griechische Militärjunta kämpfte (1967-74) und sich in Washington
im Exil aufhielt, zu entführen und zu ermorden.
Für Kissinger ist Politik ein Geschäft. Die
nationale Sicherheit der USA wird da stabilisiert, wo US-amerikanisch majorisierte
Konzerne gute Gewinne einfahren, beispielsweise in China. Die Beachtung der
Menschenrechte (z.B. das Massaker auf dem "Platz des himmlischen
Friedens") stört nur den Zugriff auf Maximal-Profite.
Klaus
Körner
Christopher
Hitchens, Die Akte Kissinger, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, München
2001, ISBN 3-421-05177-1
Bekanntermaßen
lehnt die us-amerikanische Regierung einen internationalen Strafgerichtshof
bzw. die Möglichkeit der Anklage eines Bürgers der USA ab. (Anm. d. Red.)